Wann die Wiesn ausfallen musste
Das Oktoberfest ist den Münchnern heilig. Und doch gab es immer wieder Ereignisse in der Welt, die dazu führten, dass die Wiesn nicht wie geplant stattfinden konnte. Durch Kleinigkeiten lassen sich Wiesnwirte und Besucher ganz sicher nicht vom Feiern abhalten, aber Kriege, Bomben und die Cholera waren eben doch Gründe, um das Oktoberfest abzusagen.
Napoleon 1813: Pause nach vier Jahren
Napoleon war bekanntlich von eher kleiner Statur, er maß nämlich nur etwa 168 Zentimeter, aber er war ein großer Eroberer. Im Jahr 1813 waren er und seine Armee in Kämpfe mit Bayern verwickelt. Aus diesen ging Napoleon nicht eben siegreich hervor und musste wenig später sogar abdanken. Trotzdem konnte das Oktoberfest auf Grund der Kriegshandlungen im Jahr 1813 nicht stattfinden — und das schon im vierten Jahr nach seiner Premiere.
1854: Cholera lässt keine Feststimmung aufkommen
Im Jahr 1854 wurde München von einer Cholera-Epidemie heimgesucht, die 3.000 Todesopfer forderte. Im restlichen Bayern waren es Tausende mehr. Am 5. Juli 1854 wurde in München die erste deutsche Industrie-Ausstellung eröffnet. Um diese nicht zu beeinträchtigen, wurde die Gefahr eines Cholera-Ausbruchs, der in Indien seinen Anfang genommen und schon längst Europa erreicht hatte, öffentlich als Gerücht hingestellt. Die Ausstellung wurde an einzelnen Tagen von 5.000 und mehr Menschen besucht — bereits am ersten Tag brach die Krankheit aus. Die meisten Kranken wohnten in der Südstadt, in der Nähe des Fischbachs. Dieser floss offen durch die Stadt und war von Unrat und vom Wäschewaschen stark verschmutzt. Nicht nur „Normalbürger“ fielen der Seuche in großer Zahl zum Opfer, sondern auch die Frau Ludwigs I., die Königinmutter Therese — eben jene Frau, der zu Ehren die Wiesn zum ersten Mal stattfand und nach der die Theresienwiese benannt ist! Sie war auf Grund einer voreiligen Entwarnung nach München zurück gekehrt und starb bereits am nächsten Tag. In ganz Bayern gab es im Sommer 1854 ca. 15.000 Cholera-Fälle mit 7.370 Toten. Kein Wunder also, dass das Oktoberfest in diesem Jahr keine Rolle spielte.
1866 und 1873: Und wieder Krieg und Cholera
Nicht nur in Bayern, sondern überall auf der Welt wiederholte sich die Geschichte und so waren es wieder Krieg und Cholera, die zu erneuten Absagen des Oktoberfestes führten. Im Jahr 1866 nahm Bayern an der Seite Österreichs an den Preußisch-Österreichischen Kriegen teil, 1873 kam die Cholera zurück nach München und 1914 bis 1918 tobte der Erste Weltkrieg. In diesen Jahren wurde also ebenfalls nicht gefeiert.
Inflationäre Geldsorgen im Jahr 1923
Die Inflation, die schon während des Ersten Weltkriegs begann, konnte nach Kriegsende nicht gestoppt werden, da weiterhin Staatsausgaben durch Schulden finanziert wurden. Die Krise erreichte im Jahr 1923 als Hyperinflation ihren Höhepunkt, und natürlich waren davon auch München und Bayern betroffen. Während Kreditnehmer wie Staat, Unternehmer, Landwirte davon profitierten und ihre angehäuften Schulden tilgen konnten, standen die Bezieher fester Einkommen und Inhaber von Wertpapieren plötzlich vor großen finanziellen Problemen. In diesem und dem Folgejahr machten also Geldsorgen und Existenzängste dem Oktoberfest einen Strich durch die Rechnung.
Der Zweite Weltkrieg: Vier Jahre später ging die Wiesn wieder los
Während des Zweiten Weltkriegs fiel die Wiesn ebenfalls aus, um dann von 1946 bis 1948 nur als kleines „Herbstfest“ gefeiert zu werden.
Coronavirus: Absagen 2020 und 2021
Danach musste das Oktoberfest bis zum Jahr 2020 nicht wieder abgesagt werden. Erst dann erzwang die Corona-Pandemie gleich zwei Jahre hintereinander eine erneute Pause. 2022 konnte auf der Theresienwiese wieder gefeiert werden.