Oktoberfest ökologisch
Seit 1991, als zum ersten Mal Regelungen zur Abfallreduzierung in die Betriebsvorschriften des Oktoberfests aufgenommen wurden, hat sich viel getan. In Zusammenarbeit mit anderen städtischen Referaten wurden Strategien entwickelt, um das größte Volksfest der Welt ökologisch möglichst verträglich zu gestalten.
Öko-Punkte auf dem Oktoberfest
Seit 1995 können Bewerber um einen Platz auf der Wiesn mit „ökologischer Verträglichkeit“ bei der Zulassung punkten. Berücksichtigt werden bei der Bewertung unter anderem die Verwendung biologisch abbaubaren Hydraulik-Öls, der Verkauf von Produkten aus regionalem und ökologischem Anbau oder Energiesparmaßnahmen, zum Beispiel die Installation von Solaranlagen, der Einsatz von Elektro-Fahrzeugen sowie die Zertifizierung als CO2-neutraler Betrieb insgesamt oder - bei den Fahrgeschäften - von CO2-neutralen Transporten.
ÖKOPROFIT München
Am Umweltberatungs- und Klimaschutzprogramm ÖKOPROFIT München nahmen 2021 43 Oktoberfestbetriebe teil. 2022 haben sieben weitere Betriebe das Programm absolviert. Im Jahr 2023 nahmen erneut 21 Betriebe an der ÖKOPROFIT-Runde teil. ÖKOPROFIT München legt zusammen mit den Teilnehmenden durch professionelle Umweltberatung technische und organisatorische Maßnahmen fest, um Rohstoffe, Wasser und Energie einzusparen, Abfall zu vermeiden sowie Emissionen zu reduzieren. Gleichzeitig wird die Belegschaft des teilnehmenden Betriebes für Umweltfragen sensibilisiert und in das betriebliche Umweltmanagement eingebunden. Maßnahmen sind unter anderem die Kompensation der standortbezogenen CO2- Emissionen, Wassereinsparung, etwa durch wasserlose Urinale, der Einsatz von Elektrofahrzeugen, aber auch die Kompostierung von Obstabfällen oder die Vermeidung von Papierhandtüchern auf Toiletten oder von Alu-Tüten im Straßenverkauf. ÖKOPROFIT München ist eine Kooperation Münchner Betriebe, des Referats für Arbeit und Wirtschaft, des Referats für Klima- und Umweltschutz, des Abfallwirtschaftsbetriebs München, der IHK für München und Oberbayern, der Stadtwerke München sowie der Hochschule München.
Klimaneutrale Oktoberfest-Betriebe
Seit 2016 steht mit der Hühner- und Entenbraterei Ammer das erste klimaneutrale Festzelt auf der Wiesn. Kompensiert werden hier nicht vermeidbare CO2-Emissionen durch Projekte in Nigeria (Effiziente Kochsysteme für Familien), Indien (Stromerzeugung durch Senfernteresten) und Kenia (Bau von Biogasanlagen). 2018 folgte die Hühnerbraterei „Zum Stiftl“. Ihre CO2-Emissionen werden durch ein Bergwaldprojekt im Oberallgäu und ein Waldschutzprojekt in PapuaNeuguinea ausgeglichen. 2019 ist zusätzlich Kufflers Weinzelt als „klimaneutraler Festzeltbetrieb“ zertifiziert worden. Dabei werden alle CO2 -Emissionen über Klimaschutzprojekte ausgeglichen: ein Aufforstungsprojekt im Oberallgäu, ebenso ein Waldschutzprojekt in Papua-Neuguinea und das „Saubere Kochöfen-Projekt“ in Peru. Dazu ist das Oktoberfestbier von Hofbräu München klimaneutral sowie dessen Transporte auf die Wiesn und alle Hofbräu-Bier ausschenkenden Zelte und Festbetriebe. Dies erfolgt durch die Renaturierung eines Moorgebiets im Chiemgau und ein Konzept zur Bindung von Klimagasen aus der Luft in Humus, umgesetzt in Thann bei Zolling. Außerdem sind das Marstall Festzelt, das Café Kaiserschmarrn, die Käfer Wiesn-Schänke und die Münchner Stubn mittlerweile klimaneutral. Genauso wie die Hühnerbraterei Poschner, die den Waldschutz in Brasilien unterstützt. Die anderen großen Festzelte wollen bald nachziehen und beabsichtigen innerhalb der nächsten Jahre klimaneutral zu werden.
Stromversorgung
Seit 24 Jahren werden alle öffentlichen Bereiche und Einrichtungen mit SWM-Ökostrom versorgt, seit 2012 auch alle Beschickerbetriebe. Zwei Drittel von ihnen leisten zudem mit einem freiwilligen Aufpreis ihren Beitrag zum weiteren Ausbau der regenerativen Stromerzeugung. In Anlagen, die regenerative Energiequellen wie Wasserkraft nutzen, wird die dem Kundenverbrauch entsprechende Strommenge erzeugt und in das europäische Stromnetz eingespeist. Die SWM belegen dies durch Herkunftsnachweise laut Richtlinie 2009/28/EG des Europäischen Parlaments. Die Nutzung von M-Ökostrom reduziert so CO2-Emissionen. Die Herkunftsnachweise dafür können der jeweiligen Stromlieferung exakt zugeordnet und bei der Stromkennzeichnung gemäß § 42 EnWG berücksichtigt werden.
Erdgasversorgung
Neben M-Ökostrom erhalten alle gastronomischen Betriebe auch M-Ökogas. Für die Versorgung der Festzelte und Betriebe mit umweltschonendem Erdgas besteht auf der Theresienwiese ein eigenes Leitungsnetz von rund fünf Kilometern Länge. Bei M-Ökogas werden die entstehenden CO2-Emissionen durch Minderungszertifikate ausgeglichen. Mit den Zertifikaten werden Klimaschutzprojekte, meist mit zusätzlichen sozialen Aspekten, gefördert. Ohne die Mittel aus den Zertifikaten gäbe es diese Projekte nicht.
Mit M-Ökostrom und M-Ökogas für alle tragen die SWM dazu bei, dass die Wiesn eine klimafreundliche Veranstaltung ist.
Abfallreduzierung
Die beiden Säulen des Abfallvermeidungskonzeptes sind das Verbot von Einweggeschirr sowie die strikte Trennung des Abfalls. Auf dem Oktoberfest ist seit 1991 ausschließlich Mehrweggeschirr und - besteck zugelassen. Erfrischungsgetränke werden nur in Mehrwegflaschen gegen ein Mindestpfand von einem Euro abgegeben. Der Verkauf von Getränken in Dosen ist verboten. Bei der Anlieferung von Lebensmitteln und Bierkrügen werden wiederverwendbare Transportbehältnisse benützt. Alle Abfälle werden sortiert und die Wertstoffe in die dafür vorgesehenen Sammelbehälter gebracht. Die gastronomischen Großbetriebe entsorgen Altglas über eigene Container. Die anfallenden Küchen- und Speisereste werden getrennt erfasst und gesondert verwertet. Die städtische Straßenreinigung, die mobil mit Elektrofahrzeugen und einer Kleinkehrmaschine täglich Kehricht und Müllablagerungen beseitigt, vermeldete eine Verringerung des Reinigungs- und Entsorgungsaufwands in Höhe von 247 Tonnen (2008) auf etwa 91 Tonnen (2023).
Wasser-Recycling
Seit 1998 wird mit Hilfe eines Recycling-Projektes auf der Wiesn Wasser gespart: In einigen Festhallen (z.B. Hacker Festzelt, Hofbräu, Löwenbräu und Paulaner Festzelt) und in den Hühnerbratereien, wie „Zum Stiftl“ sind ressourcenschonende Grauwassernutzungsanlagen im Einsatz. Dabei wird durch Kaskadennutzung das Nachspülwasser der Bierkrugspülmaschinen nicht in den Abwasserkanal geleitet, sondern für die Zelttoiletten verwendet.
Quellfrisches Trinkwasser
Auch das vermeidet Plastikmüll: Seit dem vergangenen Jahr gibt es kostenfrei quellfrisches Münchner Trinkwasser. Nach dem großen Erfolg im vergangenen Jahr erhöhen die SWM deren Zahl heuer auf neun. Sie sind an den Außenwänden der WC-Anlagen in der Anlieferstraße Mitte (hinter den Bierzelten), am Eingang des Familienplatzls, am Wiesn-Eingang Esperantoplatz und auf der Veranstaltung Oide Wiesn installiert.
Bio-Schmankerl
Für das Oktoberfest 2024 sind zahlreiche Betriebe nach der EU-Öko-Verordnung Nr. 834/2007 zertifiziert und bieten eine breite Palette an Volksfestspezialitäten in Bio-Qualität: Vom klassischen Hendl bis zur gebrannten Mandel, von der Bratwurst bis zur Steaksemmel, von der Schokobanane bis zur Waffel. Im Paulaner Festzelt, der Fischer Vroni und in der Hühner- und Entenbraterei Ammer werden ausschließlich Bio-Hendl verkauft. Viele Produkte tragen das Label „Geprüfte Qualität Bayern“ oder das „Bayerische Bio-Siegel“. Auch der Verkauf von CO2-neutralen Produkten wird positiv bewertet. Dazu kommt ein hohes Angebot an veganen Produkten, die es dieses Jahr auf der Wiesn gibt. Ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Klimaneutralität.