Nicht nur im Zelt: Die Maß in den Biergärten der Wiesn genießen
Die Zelte sind voll, das Wiesnwetter ist schön und Ihr wollt gemütlich essen, trinken und Wiesnfeeling genießen? Dann nichts wie ab in den Biergarten. Den gibt’s nicht nur am Münchner Viktualienmarkt oder am Chinesischen Turm, sondern auch auf der Theresienwiese.
Die Biergärten der Festzelte auf der Wiesn
Was viele gar nicht wissen, wenn sie zum ersten Mal auf der Wiesn sind: Jedes große Zelt hat auch einen Biergarten, in dem man draußen bei frischer Luft und Sonnenschein seine Maß und das halbe Hendl genießen kann. Und auch viele der kleinen Zelte und Hütten haben Gastgärten unter freiem Himmel. Wer Kastanien überm Kopf und Kieselsteine unterm Fuß erwartet, liegt zwar falsch, dennoch sind die Biergärten eine prima Alternative zum Zelt — besonders, wenn das schon voll oder gar geschlossen ist. Im Biergarten findet man fast immer ein Platzerl, auch, weil hier nicht reserviert werden kann. Bier und Hendl schmecken hier mindestens genauso gut, und wenn man in der Nähe von einer der Türen zum Zelt sitzt, bekommt man auch was von der Musik und der Stimmung von drinnen mit.
Die bayerische Biergartenverordnung gilt sogar auf der Wiesn
Nicht überall, müssen wir vorausschicken. In einem echten bayerischen Biergarten wie zum Beispiel dem am Chinaturm im Englischen Garten oder dem Hirschgarten ist es erlaubt, seine Brotzeit (nicht die Getränke) selbst mitzubringen und dort zu essen. Diese Regelung ist etwas ganz besonderes. Viele Münchner ziehen am Wochenende mit Essenskorb und Tischdecke in ihre geliebten Biergärten. Das ist gesellig und preiswert. Und sogar auf der Wiesn erlaubt: In allen Biergärten auf dem Oktoberfest darf man seine Brotzeit tatsächlich selbst mitbringen und verzehren!
Die Geschichte der Biergärten in Bayern
Wie ist die Idee des Biergartens eigentlich entstanden? Aus einem Problem, der bayerischen Brauordnung von 1539. Die erlaubte das Bierbrauen nur zwischen Herbst und Frühling. Im Sommer war die Herstellung zu gefährlich, da die Brandgefahr beim Sieden zu groß war. Der Brauer Joseph Pschorr, verheiratet mit Maria-Theresia Hacker, kam auf die Idee, einen riesigen unterirdischen Bierkeller graben zu lassen, in dem das Bier über den Sommer kühl und frisch blieb. Auf die Keller, die meist ins Isarhochufer hineingetrieben wurden, pflanzte man Kastanien, um dem Boden Schatten zu spenden. Die Bäume beschädigten mit ihren flachen Wurzeln nicht die Gewölbe und wuchsen sehr schnell. So entstanden über den Kellern gemütliche Gärten – vor allem auf der Schwanthalerhöhe links der Isar, in Haidhausen und der Au rechts der Isar.
Die Brotzeit selber mitbringen: Wie es dazu kam
Die neuen Biergärten lagen damals in den Münchner Vororten und zogen viele Besucher an. Das ärgerte die Brauer und Wirte der Stadt, denn sie durften ihr Bier nicht direkt verkaufen. Den Bierstreit entschärfte König Maximilian I. Joseph mit der Biergartenverordnung von 1812, die den städtischen Brauern den Bierausschank erlaubte, aber nicht den Verkauf von Speisen. Also brachten die Münchner ihre Brotzeit halt selber mit. Diese Tradition hat sich bis heute gehalten, auch wenn es mittlerweile natürlich in jedem Biergarten auch allerlei Essen zu kaufen gibt.
Im Münchner Biergarten: Dos und Donts
Ähnlich wie im Zelt gilt auch in den Biergärten auf der Wiesn: Hockt’s Euch zam! Gerade weil draußen nicht reserviert werden kann, hat man selten einen Tisch für sich alleine, sondern sucht die Geselligkeit. Ganz nach dem Motto: Hockt’s Euch hera, na samma mehra! (Setzt Euch mit an den Tisch, dann wird es lustiger!) Fragen sollte man trotzdem, bevor man sich hinsetzt. Nicht, dass einer bloß auf dem Klo ist und gleich wiederkommt.
Im klassischen Biergarten in der Stadt gilt: Das Mitbringen der eigenen Brotzeit ist ausdrücklich erlaubt, aber bitte keine Getränke, auch keine Softdrinks und keinen Prosecco. Flüssiges kauft man beim Wirt. In manchen Biergärten gibt es Bereiche mit Bedienung, meist gut ausgeschildert oder daran zu erkennen, dass es hier Tische und Stühle gibt statt der Biergarnituren.